Redebeitrag Kampagne gegen die Vermüllung der Natur

Müll in der Natur, v.a. im eigenen Umfeld, wird in der Gesellschaft zunehmend kritisch gesehen.

Die Vermüllung unserer Natur ist leider alles andere als neu. Insbesondere Deutschland kann sich beim Thema Müllaufkommen nicht mit Ruhm bekleckern. Unser Hausmüll pro Kopf steigt stetig, von 2000 auf 2018 um 18% (2000: 458 kg/Kopf, 2018: 535 kg/Kopf, Umweltbundesamt). Im europäischen Vergleich liegen wir in Sachen Müll an der Spitze. Alleine unsere To Go Mentalität sorgt für einen nicht unerheblichen Müllberg. Im Jahr 2016 haben wir in Deutschland innerhalb von nur einer Stunde im Schnitt 320.000 To Go Kaffeebecher weggeworfen, Corona hat beim To go Müll zusätzlich Verschlimmerung gebracht. 2018 haben wir 10% unseres Gelben-Sack-Mülls nach Südostasien exportiert, ein Fünftel davon landete in der Natur und den Weltmeeren. Konkret bedeutet das: jeder 50. deutsche Säcke endete dort in der Natur. Das sieht dann nicht nur nicht schön aus, sondern hat auch schwerwiegende Folgen für die Gesundheit der Menschen und das Ökosystem. Tiere verwechseln Plastikteile mit Futter oder verheddern sich darin – und versterben leider allzu oft daran. Von der Gesamtmenge des weltweit entsorgten Plastiks wurden bisher nur 9% recycelt (Plastikatlas, 2019). Der Großteil des Rests landete in irgendeiner Form in der Umwelt – obgleich vieles recyclingfähig wäre.

Unsere grünen Fraktionen verweisen schon seit Jahren auf dieses zunehmende Problem, zum Beispiel in zwei Anträgen in 2017 und 2019 im Kreistag. Bereits damals hätten wir uns von den anderen Fraktionen mehr Unterstützung gewünscht. Da es ein kreisweites Problem ist und der Kreis zukünftig für die Müllentsorgung zuständig ist, wäre eine Kampagne über den Kreis am sinnvollsten.

An dieser Stelle möchten wir ausdrücklich wertschätzen, dass die Blausteiner Verwaltung sowie Blausteiner Bürger*innen dem Müll-Problem schon länger begegnen. Dazu gehören:

  • Die tägliche Säuberung der Natur durch den Bauhof im Rahmen der Grünflächenpflege.
  • Die jährliche gemeinsame Frühjahrs-Putzete, woran sich viele Einzelpersonen, Schulen, und Vereine wie der BUND, die BPO oder Flüchtlingshilfe beteiligen.
  • Ganz aktuell im Rahmen der Lern-Impulsbänke durch die Impulsgruppe -> Verweis auf die „Plastik-Müllbank“ in Herrlingen am Wasserspielplatz an der Lauter.

Zentrales Element einer Aktion sollte eine „Positiv-Kampagne“ für eine saubere Umwelt sein – und gleichzeitig vermitteln, dass es für die Umweltvermüllung keine Toleranz gibt. Am Beispiel Hohenlohe-Kreis sieht man, dass alleine das Aufhängen von Plakaten dieser Art den Eintrag von Müll in die Natur nicht verringert, sondern nur zu mehr Meldungen und damit zu einer wenig wertschätzenden Mehrarbeit für den Bauhof führt. Wir müssen entscheiden, ob wir das so wollen.

Auch sollten wir bei diesem Thema nicht nur Symptombekämpfung betreiben, sondern uns dafür einsetzen, dass grundsätzlich weniger Müll entsteht. Deshalb möchten wir folgende Punkte in die heutige Diskussion einbringen:

  • Eine Sensibilisierung der und Kooperationen mit den lokalen Händlern zur Müllreduktion -> z.B. das Angebot von unverpackten Produkten, Ermöglichung der Mitnahme von Speisen in Mehrwegbehältnissen und Einführung eines Pfand-Mehrweg-Systems für To Go Waren (-> Verweis Kirchheim-Teck; gesetzlich erst ab 2023, aber nicht ausschließlich, sondern zusätzlich).
  • Verstärkte Aufklärung und Bildung zur Plastikproblematik über z.B. Vereine, Schulen und Kindergärten.
  • Einholen von Ideen aus Städten mit einer erfolgreichen Zero-Waste-Strategie. Hier gibt es bereits beeindruckende Ergebnisse hinsichtlich der Reduktion von Müll und der kommunalen Kosten.

Grundsätzlich müssen wir alle – Verwaltung, Unternehmen und Einzelpersonen – auf allen Ebenen mehr Verantwortung im Umgang mit Plastik und Müll tragen, damit unsere Natur sauber bleibt.

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Susanne Kühl

Hinweis: es gilt das gesprochene Wort