Redebeitrag zum Regionalplan: Einwendung Luftverkehr – Wie passt das zum Klimaschutz?

Gerne möchte unsere Fraktion die Diskussion anregen, dass wir als Stadt Blaustein, die sich den Klimaschutz ganz oben auf die Fahne geschrieben hat, eine Einwendung zum Luftverkehr (Seiten 121-123) des Regionalplans verfasst. Zudem steht dieser Teil im Widerspruch zu vielen anderen Kapiteln, in welchem der Klimaschutz eine bedeutende Rolle beigemessen wird.

In diesem Kapitel wird Fliegen allgemein rundweg positiv beurteilt – ob auf dienstlicher, sportlicher oder touristischer Ebene. Der Luftverkehr soll leistungsfähig weiterentwickelt, Flugplätze auf Gemeindeflächen sollen erhalten bleiben. Anreisemöglichkeiten zu den großen Flughäfen Memmingen und Stuttgart sollen hinsichtlich des ÖPNVs weiter ausgebaut werden – damit diese bequem und „umweltfreundlich“ bewältigt werden können.

Hierzu möchte ich gern ein paar Zahlen gegenüberstellen:

Die Fahrt von Blaustein nach Stuttgart und zurück machen mit dem Mittelklasse Kfz ca. 0,03 Tonnen CO2 aus – die CO2 Menge, die durch den Ausbau des ÖPNV reduziert werden soll.

Dem gegenüber macht ein Flug nach Mallorca knapp 0,5 Tonnen, der nach Miami, Florida, über 4 Tonnen CO2 jeweils pro Person aus.

Erschwerend kommt hinzu, dass die ausgestoßenen Treibhausgase, Eiswolken und Partikel in einer Höhe ausgestoßen werden, in welcher sie vielfach schwerwiegender wirken als jenes CO2, welches z.B. durch den Autoverkehr entsteht.

Somit stellt wahrlich nicht die Anfahrt zum Flughafen das Problem dieser Reisen dar.

Zur Erinnerung: um derzeit einigermaßen klimaneutral zu leben, dürfen wir lediglich ca. 2 Tonnen CO2 im Jahr pro Person emittieren. Mit nur einer Flug-Fernreise sind wir also schon schnell über diesem Wert.

So, wie der Regionalplan derzeit formuliert ist, wird der Bürgerschaft suggeriert, dass Fliegen jeglicher Art rundweg positiv zu bewerten ist. Wir verstärken auch ein Problem, welches in der Psychologie als kognitive Dissonanz bezeichnet wird, eine kognitive Verzerrung der Realität. Im Speziellen sei hier die single action bias genannt: wir reden uns die Reise schön, indem wir die Strecke zum Flughafen umweltschonend bewältigen. Der Flug, der aber das eigentliche Umweltproblem darstellt, wird verdrängt oder eben „schön geredet“.

Folgende Einwendungen würden wir gerne formulieren:

  1. Der Zugang zu Flughäfen sollte nicht noch mehr erleichtert werden. Die Ressourcen sollten viel eher in den Ausbau des ÖPNVs für Alltags der Menschen – z.B. deren Arbeitswege – umweltfreundlich ausgebaut werden.
  2. Auf den Vereinsflughäfen (Sonderbuch, Erbach…) sollten zukünftig keine oder deutlich weniger Motorflugzeuge starten und landen dürfen.
  3. Einflug- und Warteschneise für den Stuttgarter Flughafen sollten aus unserem Gebiet verbannt werden.

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Susanne Kühl

Hinweis: es gilt das gesprochene Wort