Redebeitrag Vorstellung Wasserstoffstrategie im Verwaltungsausschuss

Lieber Herr Landrat Scheffold,
liebe Frau Dr. Kusch-Brandt,
lieber Hr. Dr. Bott,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

vielen Dank für die spannenden Vorträge und Diskussion zu diesem doch sehr komplexen Thema. Von unserer Fraktion einen Dank an Sie, Herr Dr. Bott und Erdgas Südwest, sowie die Verwaltung, dass sie das Thema hier im Raum voranbringen und die Region zu rüsten für den Einsatz von Wasserstoff.

Wichtig bei alledem ist, sich den Herausforderungen, v.a. die auch die Basis betreffen, bewusst zu werden und diese engagiert anzugehen. Hierzu möchten wir ein paar wesentliche Aspekte, die eben auch schon angerissen wurde, unterstreichen.

Wasserstoff kann – wird er als sinnvoll und effizient eingesetzt – einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten, keine Frage. Jegliche Maßnahmen sollten demnach effizient-gesteuert sein. Für unser Verständnis ist es jedoch so, dass es sich noch über Jahre / Jahrzehnte erstrecken wird, bis der Wasserstoff tatsächlich zur CO2-Minderung beitragen kann. Dafür muss erst die komplette Infrastruktur für Produktion und Transport in Deutschland, aber auch in der EU und weltweit, auf- und umgebaut werden.

Zudem ist es der Schlüssel nun mal alleine der klimaneutrale grüne Wasserstoff. Weltweit gesehen liegt dieser Anteil im Moment bei etwa 1% des gesamten Wasserstoffs, also eine verschwindend geringe Menge. Der Weg zu einer großen Menge an grünem Wasserstoff scheint also noch weit. Der Grund liegt in der zu geringen Verfügbarkeit erneuerbarer Energien. Konkret in Deutschland liegt der Anteil erneuerbarer Energieformen an der Primärenergie bei ca. 15%. Laut Experten muss allein Deutschland 5-7x mehr regenerativen Strom erzeugen, um den derzeitigen Gesamt-Primärenergiebedarf zu decken.

Jetzt kommt noch hinzu, dass wir Produktion und Einsatz von – grünem! – Wasserstoff erhöhen möchten. Bis 2030 erachte ich persönlich als sehr ambitioniert, wenn ich alleine an den Ausbau der Windkraft in Deutschland in den vergangenen Jahren denke. All das bedeutet, wir müssen zu allererst und mit höchster Priorität den Ausbau von erneuerbaren Energiequellen – Windkraft und PV – massiv vorantreiben. Bestätigt wurde dies durch eine aktuelle Studie des Öko-Instituts für Baden-Württemberg, auch durch den Präsidenten der Leopoldina in der vergangenen Woche.

Daher müssen Gesetzesregelungen schnell angepasst werden, um den Weg für einen schnellen Ausbau zu ebnen. Dafür sollten auch wir uns einsetzen, soweit irgend möglich.

Fragen:

  1. Frage an die Verwaltung: Gibt es schon irgendwelche Signale aus Stuttgart hinsichtlich des Staatsvertrags mit Bayern, so dass neue Windstandorte ausgewiesen und die „mittelalterlichen Restriktionen“ aus Bayern überwunden werden können?
  2. Wann kann Wasserstoff tatsächlich zur Energiewende beitragen? Wann werden wir „genug“ grünen Wasserstoff auch hier haben? Wichtig: ohne dass uns der grüne Strom an anderer Stelle fehlt.
  3. Wo sehen Sie effiziente Einsatzbereiche für Wasserstoff? Welche Sektoren sollten zuallererst bedient werden? Industrie, Verkehr, Einzelhaushalte…. ergo, in welchen Sektoren kommen wir nicht ohne Wasserstoff aus, wo kann er am sinnvollsten und effizientesten eingesetzt werden?
  4. Wo sollte der ADK Schwerpunkte in seiner Wasserstoffstrategie setzen? Wo sehen Sie die Rolle des ADKs (Biomethan, Nahwärmekonzepte…)
  5. Wo sehen Sie die Herausforderungen der Wasserstoff-Strategien, global und lokal?

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Susanne Kühl

Hinweis: Es gilt das gesprochene Wort.