Antrag: Biodiversitätsmanager

Sehr geehrter Herr Landrat Scheffold,
sehr geehrte Damen und Herren des Kreistags,

die Biodiversität ist weltweit in Gefahr. In Deutschland bzw. Mitteleuropa sind rund die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten stark gefährdet  oder vom Aussterben bedroht. Bundesweit ist die Insektenmasse innerhalb von ca. 25 Jahren um 75 % gesunken, die Zahl der Vögel hat sich auf die Hälfte reduziert. Auch in unserer Region ist die Vielfalt der Pflanzen- und Tierarten massiv unter Druck. Eine aktuelle Studie der TU München zeigt, dass seit 2009 bereits 30 % der Insektenarten auf der Schwäbischen Alb verschwunden sind. Das Umweltministerium Baden-Württemberg veröffentlichte im September 2019, dass in den letzten drei Jahrzehnten 76 % der Biomasse in Baden-Württemberg zurückgegangen ist. Die Zahl der Vögel hat sich am Bodensee seit Anfang der 80er Jahre um 25 % reduziert, was Daten der Max-Planck-Gesellschaft belegen. Zusammenfassend steht ein europäisches und ein regionales Naturerbe auf dem Spiel.

Als Ursache des Artenschwunds ist ein multifaktorielles Geschehen anzunehmen: Die typischen Lebensräume der gefährdeten Arten sind durch die Form der Landnutzung, durch Änderungen der Siedlungs- und Verkehrswegestruktur, durch Eintrag von Toxinen und viele andere Faktoren beeinträchtigt.

Wissenschaftler*innen und Naturschutzverbände fordern dringend Maßnahmen gegen den Verlust der Biodiversität, verschiedene Studien zeigen Handlungsmöglichkeiten auf. Der Schutz der Biodiversität ist ein Nachhaltigkeitsziel, dem sich auch der Alb-Donau-Kreis verpflichtet hat.

Verschiedene Kommunen und andere Initiativen haben bereits Aktivitäten zum Schutz der Biodiversität entwickelt. Vielerorts fehlt aber auch Fachkompetenz, Vernetzung und Beratung der Handelnden.

Wir beantragen deshalb, dass der Alb-Donau-Kreis die Stelle eines Biodiversitätsmanagers/einer Biodiversitätsmanagerin schafft, der/die z.B.

  1. Kommunen und Firmen hinsichtlich einer biodiversitätsfördernden Bewirtschaftung der kommunalen und firmeneigenen Flächen berät,
  2. private Grundeigentümer*innen zu artenfreundlicher Gartengestaltung anregt,
  3. die Aktivitäten der Naturschutzverbände in diesem Bereich unterstützt und koordiniert,
  4. Öffentlichkeitsarbeit  betreibt und
  5. den Austausch und die Vernetzung der verschiedenen Aktivitäten betreibt.

Als Beispiel dient der Landkreis Ravensburg, in dem der Kreistag schon vor wenigen Jahren einstimmig diese Stelle geschaffen hat. Dort zeigen sich sehr gute Erfahrungen, und privates und öffentliches Engagement für die Artenvielfalt ließ sich deutlich steigern, das öffentliche Bewusstsein für die Problematik hat sich verbessert. Die Stelle könnte im Bereich des Landschaftserhaltungsverbandes angesiedelt werden.